Hallo!
Vor einiger Zeit wollte jemand aus dem Forum diesen Bericht haben.
Hier ist er.
Zum Siegen verdammt
WIEDERAUFERSTEHUNG Es tut sich was in Steyr. Der im Jahr 2001 zwangsrelegierte SK Vorwärts kämpft sich zurück und sprengt dabei sämtliche Zuschauerrekorde im österreichischen Amateurfußball. Dass der zurückgekehrte Erfolg aber auch Gefahren mit sich bringt,
schildert MARTIN STEINWENDNER .
Erinnern Sie sich noch an Vorwärts Steyr?« Der Moderator von »Oberösterreich heute« kann sich ein belustigtes Glucksen kaum verkneifen, während er den nächsten Beitrag anmoderiert. Gerade
so, als wolle er den Zuschauern einen Witz zum Besten geben. Hat sich etwa wirklich nichts geändert? Ist Vorwärts immer noch ein Garant für Lacherfolge und Wortmeldungen à la »Gibt’s die überhaupt noch?«
Nein, diesmal ist es anders, auch der ORF hat die Kunde von den Vorwärts-Erfolgen vernommen. Und so erfährt das staunende Fernsehpublikum mit vierjähriger Verspätung von der Wiedergeburt des SK Vorwärts Steyr im oberösterreichischen Unterhaus. Vor allem aber erfährt man vom schier unglaublichen Zuschauerzuspruch, dessen sich der Steyrer Traditionsverein in der 1. Klasse Ost – der siebten Liga – erfreute: das 2:0 im Duell mit dem unmittelbaren Konkurrenten ASK St. Valentin erlebten 5.000 Fans mit, das abschließende 5:1 beim Lokalrivalen
ATSV Steyr immerhin 2800.
Jedermann erwartete nun nach dem packenden Saisonfinale und dem Meistertitel eine geruhsame erste Saison in der Bezirksliga Ost; doch anstelle der erwarteten sportlichen Anpassungsprobleme sollte sich das kleine rot-weiße Wunder fortsetzen. Schon im ersten Match gegen Neuzeug sahen 2000 Fans einen Auftaktsieg, im darauf folgenden Heimspiel gegen Garsten bejubelten 3000 Zuschauer ein sattes 5:0 und die dadurch errungene Tabellenführung. Seitdem steht der Publikumsschnitt in Heimspielen bei rund 2000.
Bei Auswärtsspielen treibt man selbst im für diese Liga fernen Linz die Zuschauerzahlen an die Tausendermarke heran. Und dennoch gibt es nicht nur Grund zum Jubeln. Die Vorwärts-Anhänger wissen, dass der derzeitige Zuschauerboom auf sehr dünnem Eis steht, weil es ständigen Erfolges bedarf, um die Euphorie in Steyr aufrecht zu erhalten. Die neu gewonnenen
Zuschauer können wohl nur dann zum regelmäßigen Stadionbesuch animiert werden, wenn der Siegeszug der Mannschaft anhält. Dass man der Aufsteiger und damit eigentlich Außenseiter
ist, wird in der Euphorie gerne vergessen. Nicht wenige der treuen Anhänger, die dem Verein schon beim Wiederbeginn in der 8. Liga beigestanden sind und von Adlwang bis Weyer jeden Dorfplatz kennen gelernt haben, befürchten, dass sie bei einem echten Einbruch der Mannschaft wieder mehr oder weniger alleine im Stadion stehen könnten.
Paradoxerweise birgt jedoch auch der Erfolg Gefahren. Selbst falls Vorwärts seinen Erfolgslauf prolongieren kann, winkt nämlich als Belohnung nicht der Aufstieg in eine attraktivere Liga, sondern bloß in die 2. Landesliga Ost. In dieser warten zwar stärkere Gegner, die aber meist weit entfernt und größtenteils unattraktiv sind. Laufende Lokalderbys wie in der Bezirksliga wird es
dort nicht geben und Spiele gegen Weißkirchen, Putzleinsdorf oder Königswiesen sind wohl nicht geeignet, einen neuerlichen Zuschauerboom in Steyr auszulösen. Es steht also zu befürchten, dass Vorwärts die schwierigsten Jahre noch bevorstehen. Doch die Anhänger werden auch das
ertragen, schließlich haben sie sich ans Leiden gewöhnt. Und solange Spieler von höherklassigen Vereinen auf der Homepage ihres Klubs »SK Vorwärts Steyr« als Lieblingsverein angeben und man im Stadion Kicker von ehemaligen Ligakonkurrenten mit rot-weißem Schal sieht, weiß man, dass dieser Verein etwas Besonderes ist, der es Wert ist, auch die steinigsten Wege mitzugehen.
lg mape